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CBDC mit besicherungsbeschränkten Banken: Äquivalenz und Krediteffekte

Analyse der Risiken der CBDC-Einführung für die Bankenintermediation bei Besicherungsbeschränkungen, mit Äquivalenzresultaten und Kreditexpansionseffekten.
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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

Zentralbankdigitale Währungen (Central Bank Digital Currencies, CBDCs) stellen eine transformative Entwicklung in Geldsystemen dar, wobei laut dem CBDC-Tracker des Atlantic Council derzeit über 130 Länder deren Einführung prüfen. Dieses Papier behandelt die kritische Sorge der Banken-Disintermediation nach der CBDC-Einführung und stellt die konventionelle Weisheit zu Depositen-Substitutionseffekten in Frage.

130+

Länder prüfen die CBDC-Implementierung

0%

Reale ökonomische Effekte im Äquivalenzszenario

Kreditexpansion

Mögliches Ergebnis bei geeignetem Besicherungsdesign

2. Theoretischer Rahmen

2.1 Modellaufbau

Die Studie verwendet einen allgemeinen Gleichgewichtsrahmen mit drei Hauptakteuren: Haushalte, Geschäftsbanken und die Zentralbank. Haushalte verteilen ihr Vermögen zwischen CBDC ($D_{cb}$) und Bankeinlagen ($D_b$), mit der Nutzenfunktion:

$U = \sum_{t=0}^{\infty} \beta^t u(c_t, l_t, m_t)$

wobei $m_t$ die realen Geldhaltungssalden inklusive CBDC und Bankeinlagen repräsentiert.

2.2 Besicherungsbeschränkungen

Im Gegensatz zur früheren Literatur führt dieses Papier Besicherungsbeschränkungen für Zentralbankkredite ein. Banken müssen Sicherheiten $\phi$ halten, um Zugang zu Zentralbankkrediten $L_{cb}$ zu erhalten, mit der Beschränkung:

$L_{cb} \leq \kappa \cdot \phi$

wobei $\kappa$ den von der Zentralbank angewendeten Sicherheitenabschlag (Haircut) repräsentiert.

3. Äquivalenzresultate

3.1 Analyse des statischen Modells

Das Papier zeigt, dass die Zentralbank selbst bei Besicherungsbeschränkungen durch geeignete Kreditzinsen Äquivalenz zwischen Zahlungssystemen erreichen kann. Die Schlüsselbedingung für Äquivalenz ist:

$r_{loan} = r_{deposit} + \lambda(\phi)$

wobei $\lambda(\phi)$ die Schattenkosten der Besicherung repräsentiert.

3.2 Dynamische Erweiterung

Im dynamischen Modell verursacht die CBDC-Einführung keine Banken-Disintermediation, sondern kann tatsächlich eine Kreditexpansion an Unternehmen fördern. Die Kreditangebotsfunktion entwickelt sich als:

$C_t = f(D_{b,t}, L_{cb,t}, \phi_t)$

4. Empirische Analyse

4.1 Experimentelle Ergebnisse

Die Studie führt numerische Simulationen durch, die zeigen, dass bei optimalen Zentralbankkreditzinsen die CBDC-Einführung minimale Auswirkungen auf die Bankkreditvolumina hat. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehören:

  • Bankeinlagen sinken bei CBDC-Einführung nur um 2-5%
  • Unternehmenskredite steigen aufgrund verbesserter Besicherungseffizienz um 3-7%
  • Wohlfahrtseffekte sind in allen Szenarien neutral

4.2 Technische Diagramme

Die Forschung enthält Gleichgewichtsdiagramme, die die Beziehung zwischen CBDC-Nachfrage, Bankkreditzinsen und Besicherungsanforderungen zeigen. Abbildung 1 illustriert, wie der Kreditzins der Zentralbank die Äquivalenz zwischen Zahlungssystemen beeinflusst, während Abbildung 2 den dynamischen Anpassungspfad der Bankkredite nach der CBDC-Einführung demonstriert.

5. Implementierung

5.1 Codebeispiele

Das Modell kann mit dem folgenden Python-Pseudocode für die Gleichgewichtsberechnung implementiert werden:

def calculate_equilibrium(parameters):
    # Variablen initialisieren
    r_loan = parameters['r_loan_init']
    cbdc_demand = parameters['cbdc_demand']
    
    # Iteration zur Gleichgewichtsfindung
    for iteration in range(max_iterations):
        # Bankreaktionen berechnen
        bank_deposits = calculate_deposit_supply(r_loan, cbdc_demand)
        bank_loans = calculate_loan_supply(bank_deposits, parameters['collateral'])
        
        # Kreditzins aktualisieren
        r_loan_new = update_lending_rate(bank_loans, parameters)
        
        # Konvergenz prüfen
        if abs(r_loan_new - r_loan) < tolerance:
            break
        r_loan = r_loan_new
    
    return {
        'equilibrium_rate': r_loan,
        'bank_deposits': bank_deposits,
        'cbdc_holdings': cbdc_demand
    }

5.2 Technische Details

Der mathematische Rahmen erweitert das Modell von Brunnermeier und Niepelt (2019) durch die Einbeziehung von Besicherungsbeschränkungen. Das Optimierungsproblem der Bank wird:

$\max_{D_b,L} \pi = r_L L - r_D D_b - r_{cb} L_{cb} - C(\phi)$

unter den Nebenbedingungen: $L_{cb} \leq \kappa \phi$ und $L \leq D_b + L_{cb}$

6. Zukünftige Anwendungen

Die Forschung eröffnet mehrere Wege für zukünftige Arbeiten:

  • Integration mit Distributed-Ledger-Technologie für das Besicherungsmanagement
  • Implikationen grenzüberschreitender CBDCs für globale Besicherungspools
  • Machine-Learning-Anwendungen für dynamische Besicherungsoptimierung
  • Echtzeit-Abwicklungssysteme unter Verwendung von CBDC als Abwicklungsasset

Expertenanalyse: CBDC-Realitäten jenseits des Hypes

Prägnant auf den Punkt

Dieses Papier liefert eine entscheidende Realitätsprüfung: Die viel gefürchtete Banken-Disintermediation durch CBDCs ist weitgehend ein Mythos, wenn geeignete Besicherungsrahmen vorhanden sind. Die Autoren widerlegen die konventionelle Weisheit, dass CBDCs automatisch Bankeinlagen verdrängen, und zeigen stattdessen, dass wir mit intelligenten Zentralbankoperationen tatsächlich eine Kreditexpansion stimulieren können.

Logische Argumentationskette

Das Argument folgt einer eleganten Kette: CBDC-Einführung → potenzieller Einlagenabfluss → Banken benötigen Zentralbankrefinanzierung → Besicherungsanforderungen greifen → aber die Zentralbank kann Kreditzinsen so setzen, dass Äquivalenz erhalten bleibt → Ergebnis: keine realen ökonomischen Effekte, aber veränderte Bankgeschäftsmodelle. Dies baut direkt auf der Arbeit von Brunnermeier und Niepelt auf, fügt aber die kritische Besicherungsdimension hinzu, die in früheren Modellen fehlte.

Stärken und Schwächen

Stärken: Die Innovation der Besicherungsbeschränkung ist wirklich wichtig – sie spiegelt wider, wie Zentralbanken tatsächlich operieren, anders als die reibungslosen Modelle in der früheren Literatur. Die dynamische Erweiterung, die das Potenzial für Kreditexpansion zeigt, ist kontraintuitiv und wertvoll.

Schwächen: Das Papier nimmt an, dass Zentralbanken Kreditzinsen perfekt kalibrieren können, was angesichts realer operationeller Verzögerungen optimistisch ist. Es umgeht auch die Verteilungseffekte – während aggregierte Ergebnisse neutral sein mögen, könnten einzelne Banken erheblichem Stress ausgesetzt sein.

Handlungsimplikationen

Für politische Entscheidungsträger: Hören Sie auf, sich über Disintermediation Sorgen zu machen, und konzentrieren Sie sich auf die Gestaltung von Besicherungsrahmen, die produktive Kreditvergabe fördern. Für Banken: Die Bedrohung ist nicht die Einlagenflucht, sondern die Veralterung des Geschäftsmodells – passen Sie sich an oder gehen Sie unter. Für Forscher: Das Äquivalenzergebnis legt nahe, dass wir die falschen Fragen gestellt haben; die eigentliche Dynamik liegt darin, wie CBDCs Bankoperationen umgestalten, nicht darin, ob sie Einlagen ersetzen.

Im Vergleich zur vorsichtigeren Haltung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zu CBDC-Risiken bietet dieses Papier eine erfrischend optimistische und dennoch rigorose Perspektive. So wie das CycleGAN-Papier die Bildübersetzung revolutionierte, indem es zeigte, dass Domänen ohne gepaarte Beispiele abgebildet werden können, zeigt diese Forschung, dass Zahlungssysteme ohne wirtschaftliche Störung transformiert werden können, wenn wir die zugrunde liegenden Äquivalenzen verstehen.

7. Referenzen

  • Brunnermeier, M. K., & Niepelt, D. (2019). On the equivalence of private and public money. Journal of Monetary Economics, 106, 27-41.
  • Niepelt, D. (2022). Reserves for all? Central bank digital currency, deposits, and their (non)-equivalence. International Journal of Central Banking.
  • Khiaonarong, T., & Humphrey, D. (2022). Cash use across countries and the demand for central bank digital currency. Journal of Payments Strategy & Systems.
  • Bank for International Settlements. (2023). Annual Economic Report: CBDC and the future of monetary system.
  • Atlantic Council. (2024). CBDC Tracker: Global Central Bank Digital Currency Development.